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Umwelt
06.12.2023
9 Min

Machen zählt!

Gemeinsam für ein klimaneutrales Essen


Essen ist eine grüne und lebenswerte Stadt. Das belegt unter anderem die Auszeichnung als Grüne Hauptstadt Europas 2017. Damit das so bleibt, investiert die Stadt Essen in den Klimaschutz sowie die Klimaanpassung. Sie hat das Ziel, zwischen 2030 und 2040 klimaneutral zu werden. Wie auch andere Ballungszentren sieht sich Essen mit den Herausforderungen des Klimawandels konfrontiert: Hitzewellen, Starkregen und Stürme werden in Zukunft immer häufiger und heftiger auftreten. Gerade Großstädte, in denen sich viel Leben auf engem Raum abspielt, sind von den Folgen des Klimawandels besonders betroffen. Dies hat negative Auswirkungen auf die Gesundheit und die Lebensqualität der Menschen, auf die Umwelt und auch auf die Wirtschaft. Grund genug, dem zu begegnen.

Zwei Seiten derselben Medaille

Klimaschutz und Klimaanpassung gehen dabei Hand in Hand. Während Klimaschutz bedeutet, Klimaänderungen entgegenzuwirken und die menschgemachte globale Erderwärmung zu begrenzen, geht es bei der Klimaanpassung darum, sich auf die Folgen des Klimawandels vorzubereiten und sich so gut wie möglich davor zu schützen. Zu den Klimaschutzmaßnahmen zählen beispielsweise der Ausbau erneuerbarer Energien, die klimaneutral sind und die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern verringern, ebenso wie die Förderung nachhaltiger Mobilität, um die Emission von Treibhausgasen zu senken. Aber auch Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz, wie energetische Sanierungen von Gebäuden, können einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Es ist wichtig, dass sich Städte wie Essen und ihre Bürger*innen auf den Klimawandel einstellen. Dies kann etwa durch die Schaffung von hitzebeständigen Grünflächen gelingen, die kühlend wirken und die Luftqualität verbessern. Eine weitere Maßnahme zur Klimaanpassung stellt zum Beispiel der Ausbau des Hochwasserschutzes dar, um Überschwemmungen zu vermeiden. Die Stadtverwaltung hat ein Integriertes Klimafolgenanpassungskonzept für die Stadt Essen erstellt. Dieses soll nun sukzessive umgesetzt und angewendet werden. Aber auch Bürger*innen können im eigenen Umfeld Maßnahmen umsetzen. Dazu gehören zum Beispiel Gründächer oder auch angelegte Gärten statt Schottergärten.

Essen hat einen Plan – den SECAP

Seit 1993 ist die Stadt Essen Mitglied im Klima-Bündnis e.V., setzt zahlreiche Projekte um und verfolgt konkrete Klimaschutzziele. Um zwischen 2030 und 2040 klimaneutral zu werden, hat die Verwaltung einen gesamtstädtischen "Aktionsplan für Nachhaltige Energie und Klima" entwickelt, den sogenannten "SECAP" (Sustainable Energy und Climate Action Plan).

Er beschreibt einen ambitionierten klimapolitischen Zielkorridor zur Treibhausgasminderung bis zur Klimaneutralität. Um das 1,75-Grad-Ziel einhalten zu können, müssen die Treibhausgasemissionen bis 2040 um rund 95 Prozent reduziert werden. Um das 1,5-Grad Ziel einhalten zu können, muss dies bereits bis 2030 erreicht werden. Damit ist Essens Plan ambitionierter als die am 12. Mai 2021 verschärften Ziele der Bundesregierung.

Damit das gelingt, beschreibt der SECAP ein umsetzungsorientiertes Aktivitätenprogramm, mit dem die Stadt Essen die Entwicklung in Richtung Klimaneutralität direkt oder indirekt beeinflussen kann. Dabei gibt es sieben Handlungsfelder:

  1. Klimafreundliche Quartiere und Gebäude - mit dem Ziel Modernisierungsquoten zu vervierfachen
  2. Klimaschonendes Arbeiten und Wirtschaften - von Produktion bis Transport
  3. Effiziente Energieerzeugung und -versorgung, erneuerbare Energien
  4. Klimaschonende Lebensstile und Suffizienz - von Konsum bis Ernährung
  5. Mobilität von Bus und Rad bis zur E-Mobilität aus Solarenergie
  6. Klimaangepasste grüne und blaue Infrastruktur (Pflanzen- und Wasserwirkung für das Stadtklima)
  7. Die Gestaltung des Prozesses dieser Transformation

Hier den SECAP downloaden

Hier die zugehörigen Steckbriefe herunterladen

Mehr CO2 als unsere Bäume neutralisieren können

"Essen ist in einer guten Startposition. In den vergangenen 30 Jahren haben die Bürger*innen rund 40 Prozent der Treibhausgase reduziert", weiß Kai Lipsius, Leiter der Grünen Hauptstadt Agentur der Stadt Essen. "Allerdings produziert jede Person noch über 5,8 Tonnen CO2 pro Jahr." Diese Emissionen gilt es entsprechend der neuen Ziele jährlich um 5 bis 10 Prozent zu senken. Denn: Die über 650 Gramm CO2, die jede*r der 580.000 Essener*innen pro Stunde verbraucht, sind deutlich mehr als die verbliebenen Essener Bäume und andere sogenannte CO2-Senken neutralisieren können.

"Mit dem SECAP haben wir einen konkreten Plan für ein ehrgeiziges Ziel", erklärt Oberbürgermeister Thomas Kufen. "Wir wollen zwischen 2030 und 2040 klimaneutral sein. Dieses Ziel können wir allerdings nur gemeinsam erreichen. Wir als Stadt, die Unternehmen aber auch jede einzelne Bürgerin, jeder einzelne Bürger müssen mitmachen." Die Stadt wird in den kommenden Jahren viele Maßnahmen umsetzen, darunter der Ausbau der Radwege, der CITYBAHN und der Solarenergie. Doch auch jede*r Einzelne kann einen Beitrag zum Klimaschutz leisten – vom Energiesparen im Haushalt über die Begrünung von Dächern bis hin zur Nutzung von Fahrrad oder ÖPNV. Denn: Machen zählt!

Gemeinsam klimaneutral werden

"Machen zählt!" trifft es in Sachen Klimaschutz genau auf den Punkt. Deshalb ist dies auch das Motto der breit angelegten Klimakampagne, mit der die Stadt die Essener*innen für Klimaschutz im Alltag sensibilisiert und mit Förderungen, Beratung und hilfreichen Tipps für mehr Nachhaltigkeit unterstützt. Der Themenfokus wechselt dabei regelmäßig. Im November lag der Fokus beispielsweise auf der energetischen Sanierung, Solarenergie und auf Energieeinsparungen. Denn in der kalten Jahreszeit stellen sich viele die Frage, wie sie sinnvoll heizen, die Kälte aussperren und ihre Energiekosten senken können.

Jetzt die ThermoCard® abholen!

Jede Menge sparen können Bürger*innen beim Heizen. Sowohl finanziell als auch aus Klimaschutzgründen lohnen sich Solarenergie und Gebäudesanierung. Wo in ihrem Zuhause die Wärme verpufft, können Essener*innen jetzt schnell und unkompliziert mit der ThermoCard® herausfinden. Sie erhalten diese kostenlos im Essener Rathaus. Die kleine Karte wird bei winterlichen Temperaturen einfach von innen auf Außenwände oder Fenster gedrückt. Nach ein paar Sekunden zeigt sie dann auf dem integrierten Thermometer-Streifen die Temperatur an. Weicht diese um mehr als drei Grad von der Raumtemperatur ab, lohnt sich eine Beratung.

Im Dezember thematisiert die Klimakampagne insbesondere nachhaltiges Konsumverhalten. Gerade in der Weihnachtszeit steigt der Konsum: Die Menschen kaufen Geschenke für Familie und Freunde, Deko-Artikel für die weihnachtliche Atmosphäre daheim und, nicht zu vergessen, den traditionellen Weihnachtsbaum und leckere Speisen für die Feiertage und die Adventszeit.

Doch all das können Bürger*innen auch nachhaltiger gestalten. Sie können beispielsweise Selbstgemachtes oder gemeinsame Erlebnisse verschenken, die oft für mehr Freude bei den Beschenkten sorgen als Gekauftes. Und wenn doch eingekauft wird, dann idealerweise möglichst lokal und regional sowie umweltfreundlich produzierte Produkte. Das gilt auch für Lebensmittel, bei denen sich zudem vegane Alternativen anbieten. So kann in der Weihnachtsbäckerei beispielsweise pflanzliche statt tierischer Milch, Margarine anstatt Butter oder pürierte Banane anstelle von Eiern zum Einsatz kommen.

Jetzt hier im KlimaPortal eine Checkliste für mehr Nachhaltigkeit in der Weihnachtszeit downloaden. (pdf, 1463 kB) ReadSpeaker

Auch außerhalb der Weihnachtszeit ist Konsum ganz ohne Verzicht möglich, wenn Bürger*innen clevere Alternativen nutzen. Denn unser Alltag birgt jede Menge Potenzial, um das Klima zu schonen.

Wir können Lebensmittel beispielsweise grundsätzlich regionaler und saisonaler einkaufen. Eine Tomate aus einem fernen Treibhaus verursacht bis zu 50-mal mehr CO2 als die unverpackte Tomate vom Feld aus der eigenen Region. Viel sparen können Bürger*innen auch beim Autofahren. Allein in Essen kommen jeden Tag mehr als eine Million Kilometer zusammen. Da produziert die kurze Fahrt zum Bäcker ganz schnell 1.000 Gramm CO2. Um diese Menge wieder abzubauen, sind fünf große Bäume einen Tag lang belastet. Kein CO2 stößt hingegen das Fahrrad aus, das als Bonus das Herzinfarktrisiko um 50 Prozent senkt.

Das und mehr bietet das KlimaPortal der Stadt Essen

Das KlimaPortal bündelt sämtliche Informationen und Angebote auf www.essen.de/klimaportal. Dort bekommen Bürger*innen und Unternehmen Informationen zu möglichen Förderungen – von E-Mobilität über energetische Gebäudesanierungen und Photovoltaik bis hin zur Dachbegrünung. Das KlimaPortal informiert zudem umfassend zum Thema Klimaschutz und darüber hinaus, damit Bürger*innen qualifizierte Entscheidungen treffen können.

Darin kann sie beispielsweise auch der CO2 Rechner der Stadt Essen unterstützen: Mit ihm kann jede*r ihren*seinen persönlichen ökologischen Fußabdruck berechnen und analysieren. Der Rechner berücksichtigt verschiedene Aspekte des täglichen Lebens, etwa den Energieverbrauch im Haushalt, Transport, Konsum und Ernährungsgewohnheiten. Aus dem Ergebnis lassen sich auch konkrete Schritte zur Reduzierung der persönlichen CO2-Emissionen ableiten.

Wieso? Weshalb? Warum?

Von A wie Anlagenverluste bis W wie Wärmerückgewinnung: Im Klimalexikon finden Interessierte eine Fülle von Informationen, die dabei helfen, das Thema Klimaschutz besser zu verstehen.

Hier Neues im Klimalexikon entdecken

Einfach mal mitmachen

Gemeinsam können wir den ökologischen Fußabdruck der Stadt Essen verbessern, unsere Lebensqualität steigern und mit cleveren Maßnahmen zugleich Kohlendioxid und Geld sparen. Bereits scheinbar kleine Veränderungen im Alltag können in der Summe Großes bewirken. Im KlimaPortal können sich Bürger*innen und Unternehmen gleichermaßen über Mitmach-Projekte informieren. Außerdem können sie herausfinden, dass Klimaschutz im Alltag einfacher als gedacht ist – Zuhause, aber auch unterwegs.

Hier die Checkliste für Zuhause downloaden (pdf, 1462 kB) ReadSpeaker und hier die Checkliste für unterwegs runterladen (pdf, 1460 kB) ReadSpeaker.

KlimaTraining: Nachhaltigkeit im Praxistest

Neben hilfreichen Tipps bietet die Stadt Essen auch ganz praktische Unterstützung an: mit den KlimaTrainings. Sie sollen Bürger*innen dabei helfen, klimafreundliche Verhaltensweisen auszuprobieren und im Alltag dauerhaft zu verankern. Die Teilnehmenden setzen sich ihre Ziele und Maßnahmen ganz nach ihren individuellen Bedürfnissen selbst. Nach ihrer Teilnahme können sie sich selbst als KlimaTrainer*innen ausbilden lassen, die dann andere auf ihrem Weg mit dem neu erlangten Wissen begleiten können.

Am 2. November 2023 fiel der Startschuss. Die ersten 24 Teilnehmenden des KlimaTrainings der Stadt Essen trafen sich in der Volkshochschule Essen, um ihre individuellen Ziele und Maßnahmen zu konkretisieren. Mit einem umfangreichen CO2-Erfassungsbogen wurde ihre individuelle CO2-Startbilanz berechnet. Teilnehmerin Susanne erklärt: "Ich möchte besonders meinen Energie- und Heizverbrauch verringern, aber es fällt mir schwer zu beurteilen, wo genau meine Potenziale liegen. Dazu freue ich mich auf das Ausprobierangebot der Energieberatung und hoffe dadurch gezielte Einsparungen zu erreichen."

In der anschließenden zweimonatigen Test- und Ausprobierphase können sich die KlimaTrainees über die Ausprobierangebote von Themenpatinnen*Themenpaten freuen: Dienstleistungen und Produkte aus den Bereichen Mobilität, Konsum und Ernährung sowie Wohnen und Energie. Sie sollen ihnen helfen, ihre Ziele zu erreichen. Teilnehmer Christian erzählt: "Meine Frau, meine Tochter und ich haben uns das Ziel gesetzt, bald ganz ohne eigenes Auto Leben zu können. Alternativ werden wir vor allem das Lastenrad, Bus und Bahn und auch Carsharing-Angebote nutzen."

Im April 2024 startet die zweite Runde. Interessierte können Ihre Fragen dazu per E-Mail an klimatraining@gha.essen.de richten. Eine Bewerbung ist online bis 8. April 2024 möglich.

Weitere Informationen zum KlimaTraining auf www.essen.de/klimatraining.

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Die Klimakampagne ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur Klimaneutralität. Doch dieses Ziel erreichen die Essener*innen nur gemeinsam. Umso wichtiger ist es, dass jede*r Einzelne dazu beiträgt. Auch kleine Veränderungen im Alltag können einen Unterschied machen. Machen zählt!

Noch mehr erfahren: in „Essen.Informiert“

Einmal monatlich erscheint das redaktionelle Amtsblatt "Essen.Informiert". Hier gibt es aktuelle Neuigkeiten aus dem und spannende Einblicke in das Stadtgeschehen. Auch die neue Klimakampagne der Stadt Essen ist das dabei Thema. Reinschauen lohnt sich!

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