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Bildung
Bauen
04.10.2023
5 Min

Neue Gesamtschule Altenessen-Süd

Moderner Neubau auf über drei Hektar


Der Antrag auf Baugenehmigung ist gestellt, die Planung für die neue Gesamtschule in Altenessen läuft auf Hochtouren. 137,2 Millionen Euro wird der Neubau voraussichtlich kosten: "Ja, wir haben alle Hände voll zu tun", erzählt Sabine Höhn-Imig.

Gelände ist rund fünf Fußballfelder groß

Auf einer Fläche von 34.000 Quadratmetern, rund fünf Fußballfelder groß, entsteht ein hochmoderner Schulbau mit Außenflächen nach dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB), Zertifizierung Silber. Dahinter steht eine ganzheitliche Betrachtung von Gebäuden — von der Energieversorgung bis zum sparsamen Umgang mit möglichst wiederverwendbaren Materialien. Nachnutzung, Langlebigkeit, Flexibilität und soziale Aspekte spielen eine weitere Rolle. Das Konzept setzt auf Inklusion und ermöglicht diese. Dafür setzen die Planer*innen die Barrierefreiheit nach dem "Zwei-Sinne-Prinzip" um. Ein entsprechendes Orientierungssystem sorgt dafür, dass jede Person den gesuchten Raum sicher findet. "Wir stehen mit dem Verein für behinderte Menschen in engem Kontakt."

Ein weiterer Baustein ist die Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr und die Ausweisung ausreichender Fahrradabstellmöglichkeiten. Und ganz nebenbei soll sich das neue Areal zum Quartierszentrum entwickeln. Dafür entstehen zusätzliche Mehrzweckräume, rund 150 Quadratmeter groß, die von der Schule getrennt sind.

Ende 2026 soll der Neubau inklusive der Außengestaltung abgeschlossen sein.

Anschließend erfolgt die Einrichtung der Räume. Neben Stühlen und Tischen werden elektronische Wandtafeln montiert sowie das WLAN angeschlossen. Dazu kommt die Ausstattung der naturwissenschaftlichen und technischen Räume ebenso wie die Schulbibliothek, die mit zahlreichen Medien bestückt wird. Auch die Lehrküchen und die Mensaküche sowie die Büros werden eingerichtet. Dann folgt auch die Ausstattung der Sporthallen.

Im Schuljahr 2027/28 wird das hochmoderne und nachhaltige Gebäude dann für rund 1.300 Schüler*innen geöffnet. Mit ihnen nehmen rund 130 Lehrer*innen und Sozialpädagoginnen*Sozialpädagogen sowie Mitarbeitende in den Servicebereichen ihre Arbeit auf.

Im November beginnen die Tiefbauarbeiten

Doch bis dahin ist noch ein weiter Weg. Zunächst steht der Tiefbau an, der im November beginnt. "Die Energieversorgung erfolgt zu 100 Prozent aus regenerativer Energie", erklärt Architektin Sabine Höhn-Imig. Für die Wärmeversorgung sorgt Erdwärme. Dafür werden über 40 Löcher mit einem Durchmesser von 14 bis 16 Zentimetern zwischen 150 und 180 Metern tief in die Erde gebohrt, um die Wärme in den tiefen Erdschichten (Geothermie) zu nutzen. Die durchgeführte Testbohrung zeigte, dass das Konzept an dem Standort verwirklicht werden kann. "Die Bezirksregierung Arnsberg, die landesweit für Bergbau zuständig ist, hat unser Konzept bereits genehmigt und auch die entsprechenden Bohrstellen."

Die Geothermie dient im Winter als Wärmequelle zum Beheizen der Schule. Hocheffiziente Wärmepumpen erhöhen das Temperaturniveau der Erdwärme auf die zum Heizen benötigte Temperaturhöhe. Im Sommer wird die Geothermie für die Kühlung der Gebäude eingesetzt. "Das System wird rechnerisch die Nutzungsdauer von 50 Jahren erreichen", erklärt Sabine Höhn-Imig. Der CO₂-Ausstoß für das Heizen beträgt in der neuen Schule fünf Tonnen im Jahr. Würde die Schule über Fernwärme versorgt werden, läge der Ausstoß des klimaschädlichen Gases rund sechs Mal höher.

Die Photovoltaikanlagen auf den Dächern produzieren 89 Prozent der Strommenge, die die Schule im Jahr verbraucht. In dem Neubau werden die spezifischen kommunalen Mindestanforderungen des CO₂-Ausstoßes an einem Schulbau um 77 Prozent übererfüllt. Im Vergleich zu den bestehenden Gesamtschulen liegt der CO₂-Ausstoß sogar um 98,6 Prozent niedriger.

Gesamtschule im Park als Treffpunkt im Quartier

"Unsere konsequente Orientierung an den kommunalen Klimaschutzzielen spiegelt sich auch in der Bauweise wider", erläutert Sabine Höhn-Imig. "Wir setzen auf die nachhaltige Holzhybrid-Bauweise. Durch die Verwendung von Holz vermindern wir den Einsatz von Beton, wo immer es möglich ist." Einen weiteren Vorteil sieht die Architektin in der Flexibilität: "Die Struktur der neuen Schule ist als flexibles Gebäude angelegt. Wir haben die technischen Leitungswege so angelegt, dass Nutzungsänderungen, wie das Zusammenlegen oder Trennen von Räumen, jederzeit möglich sind." Als weiteren Vorteil der Bauweise sieht sie die gute Planbarkeit und die Tatsache, dass die Nutzungsdauer den normalen Gebäuden in nichts nachsteht. Sie können, wie gefordert, 50 Jahre genutzt werden.

Investitionen in die Technik amortisieren sich in 23 Jahren

Die höheren Investitionen in die Technik amortisieren sich in rund 23 Jahren – steigen die Energiepreise weiter, vermutlich sogar eher. Es sei ein sehr wirtschaftliches Gebäude, in dem vor allem aber eine zukunftsfähige Pädagogik umgesetzt werden kann. "Die Schule wird Lern- und Lebensort zugleich."

Sportliche Aktivitäten finden künftig in den fünf Sporthallen statt. Die Grundfläche der großen Sporthalle beträgt 410 Quadratmeter. Über ihr entstehen weitere Hallen. "Ja, Vereine können die Sporthallen auch nutzen", betont Sabine Höhn-Imig. Darüber hinaus steht zudem der Sportcluster im Westen/Südwesten des Außenareals der Allgemeinheit zur Verfügung: Tischtennistreff, Laufbahn, Kraftsport, Tischkicker und Calisthenics. Letzteres greift die Trimm-dich-Pfad-Idee auf – allerdings ohne den Pfad – die Geräte stehen nah beieinander.

Die Hallen- und Sportbereiche sind wie auch die Schule mit dem ÖPNV über die Haltestellen am Berthold-Beitz-Boulevard oder per Fahrrad gut erreichbar. 436 Fahrradplätze (20 Prozent für E-Bikes), davon 43 für Lastenräder, stehen insgesamt zur Verfügung. Wegen der guten Anbindung an den ÖPNV reichen 37 Parkplätze aus. Die Fahrzeuge, die nur von der Erbslöhstraße auf das Schulgelände kommen, stehen nicht nur auf Betonplatten, sondern auch auf Rasengittersteinen, die eine Regenwasserversickerung zulassen. Im Norden und Süden des Parkplatzes haben die Planer zusätzliche Hol- und Bringplätze für Elterntaxis eingerichtet.

Geringe Versiegelung von Flächen

"Wir versiegeln so wenig Flächen wie möglich", betont Sabine Höhn-Imig. Dementsprechend gehören großflächig betonierte Schul- und Pausenräume in der neuen Gesamtschule der Vergangenheit an: Die Planer*innen setzen auf Blumenwiesen und Grünflächen. Sie gehören ebenso wie Schulgarten, Grillplatz, grünes Klassenzimmer, Biotop, Spiel- und Ruhebereiche zu den geschützten Flächen. Diese Bereiche sind für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Auf den Spielbereichen sorgen Holzhackschnitzel für ein natürliches Aussehen und sind zugleich ein biologischer Fallschutz.

Klima angepasste Bäume, Gehölze und Blumen sowie Rasenflächen umrahmen die fünf zusammenhängenden Gebäude. In der dunklen Jahreszeit sorgen die eingeplanten Leuchten dafür, dass Erschließungswege und der Parkplatz hell und offen wirken. Entlang der Wege sorgen Laternen im Abstand von 15 Metern für eine sichere Querung durch das Parkgelände mit Schule.

Mehr Details über die Gesamtschule Altenessen-Süd

Mehr über den Schul(aus)bau in Essen auf www.essen.de/machtschule

Schulbauleitlinie

Um Kinder und Jugendliche bestmöglich auf die Zukunft vorzubereiten, müssen Schulen modernen Standards entsprechend gut ausgebaut und adäquat ausgestattet sind. Hierfür hat die Stadt Essen eigene Schulbaurichtlinien als Basis ihrer Schul(aus)baugestaltung festgelegt: Die Schulbauleitlinie der Stadt Essen ist seit Ende 2020 die Grundlage für die (künftige) Gestaltung und Planung von schulischen Bauprojekten im Stadtgebiet. Sie definiert Mindestanforderungen und gibt Obergrenzen vor, formuliert Konzepte und beschreibt Verfahren sowie Prozesse, damit in Essen in den kommenden Jahren weitere gute und zeitgemäße Schulen entstehen. Eingebettet ist die Schulbauleitlinie in die Fortschreibung der Schulentwicklungsplanung, in der die Grundlagen und Anforderungen an Schule formuliert und Themen wie Inklusion, Integration, Schulsoziallarbeit und Ganztag aufgegriffen werden. Ein wichtiges Ziel ist es, Schulgebäude vorzuhalten, die Flexibilität zulassen und Unterricht im Klassenverband und in Kleingruppen, unterrichtliche Anteile von Frontalunterricht ebenso wie Gruppenarbeit ermöglichen, die zum eigenständigen Lernen und Forschen einladen.

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